SIBO
Auch schon gehört? Die meisten Menschen, auch Darmpatienten, kennen diesen Begriff nicht. SIBO ist eine Fehlbesiedlung des Dünndarms, die massive Darmbeschwerden verursachen kann.
REIZDARM
Immer mehr Menschen leiden unter Magen-Darmbeschwerden. Typische Symptome sind Aufstossen, Sodbrennen, Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall. Bleibt die genaue Ursache der Beschwerden unbekannt, wird die Diagnose «Reizdarm» gestellt.
Die Zusammensetzung der Bakterienwelt im Darm spielt eine wichtige Rolle für die optimale Funktion des Verdauungssystems. Fehlen «gute» Bakterien und/oder sind zu viele «schlechte» Bakterien vorhanden, wirkt sich das auf unsere Verdauung aus. Leider wird bei vielen Reizdarm-Patienten nie mittels Stuhltest die Darmflora oder das Mikrobiom untersucht. Gerade diese Informationen wären aber wichtig, um vom Dickdarm-Milieu ein Bild zu bekommen und Verdauungsbeschwerden ursächlich zu behandeln. Nur strukturelle oder organische Schäden auszuschliessen reicht nicht.
SIBO
Eine Dünndarm-Fehlbesiedlung wird in der Fachsprache SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) genannt. Hier befinden sich übermässig viele Bakterien im Dünndarm. Diese Bakterien fermentieren Einfach-, Zweifach-, Mehrfachzucker und Zuckeralkohole zu Gasen, die vor allem im Oberbauch zu Blähungen führen. Einfach ausgedrückt, reagiert der SIBO-Patient auf viele Kohlenhydrate paradox. Er verträgt oft viele Nahrungsmittel schlecht oder gar nicht. Der Grund ist keine Nahrungsmittelallergie, sondern die übermässige Gasproduktion im Dünndarm.
Viele Reizdarm-Patienten wissen nicht, dass sie eine Dünndarmfehlbesiedlung haben, weil SIBO und das Reizdarmsyndrom praktisch die gleichen Symptome entwickeln: Aufstossen, Sodbrennen, Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall.
SIBO-DIAGNOSE
Mit einem Atemgastest über 180 Minuten mit Lactulose kann beim Arzt oder auch zu Hause getestet werden. Gemessen werden Wasserstoff (H2) und Methangas (CH4). Für Schwefelwasserstoff (H2S) gibt es zurzeit noch keinen Test, aber man kann ein Schwefelwasserstoff-SIBO aus den H2- und CH4-Kurven ableiten. Die Entwicklung eines Schwefelwasserstoff-Tests ist deshalb schwierig, weil der Mensch selbst Schwefelwasserstoff produziert.
Für die Interpretation der gemessenen Gase braucht es Erfahrung.
SIBO-THERAPIE
Jeder SIBO-Patient bekommt ein individuelles Therapie-Konzept, das sich grob an folgenden Säulen orientiert:
• Life-Style anpassen (vor allem Stress reduzieren)
• Ernährung überprüfen (vorübergehend LOW-FODMAP-arme Ernährung kann sehr hilfreich sein)
• Ernährungstagebuch führen
• Prokinetika (Verdauungshilfen)
• Pflanzliche Antibiotika
• In sehr schwierigen Fällen konventionelle Antibiotika
• Darmflora-Aufbau mit verträglichen Prä- und Probiotika
Die SIBO-Behandlung erfordert viel Geduld und Ausdauer. Manchmal braucht es mehrere Anläufe für eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität.
prävention
Stress, übermässiger Alkoholkonsum, Medikamente und verarbeitete Lebensmittel (Convenience-Food) sind auf Dauer eine grosse Herausforderung für den Darm. Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Stabilisatoren, Farbstoffe, künstliche Süssstoffe usw. haben nichts mit natürlichen Stoffen zu tun. Die Gefahr ist gross, dass sich die Darmbakterien in ein Ungleichgewicht verschieben, die Darmschleimhaut auf Dauer geschädigt wird. Folglich ist die Nährstoffaufnahme im Darm gehemmt und Stoffe, die ausgeschieden werden sollten, verbleiben teilweise im Körper. Plötzlich reagiert der Körper auf Nahrungsmittel mit Unverträglichkeiten, die jahrelang problemlos gegessen werden konnten. Unserem Darm zuliebe sollte auf kontrolliert biologische Lebensmittel umgestellt werden und auf verarbeitete Lebensmittel soweit möglich verzichtet werden.